Burgruine Arbesbach

Die Burgruine

Die Burgruine Arbesbach ist als „Stockzahn des Waldviertels“ oder als „Luckertes G’schloß“ weithin bekannt. Über Errichtung, Bedeutung und Zerstörung wurde schon früher berichtet. Über ihr Aussehen einst und jetzt lässt sich feststellen: Ihr Umfang kann aus den Resten genau festgelegt werden. Von einer steil abfallenden Felsgruppe im Norden führten Wall und Graben in einer flachen Spirale wieder zu ihr zurück. Ein riesiger Block mit Schale und „Blutrinne“ krönt diese Felsgruppe. Er wird „Opferstein“ genannt. Der Außenwall trug eine Mauer, von ihr bestehen nur mehr die Fundamente. Infolge des abfallenden Geländes lag die Ringmauer auf höherem Niveau als die Wallmauer. Sie war natürlich auch bedeutend stärker. Die den ersten Hof umschließende Ringmauer mit dem Tor und einer Fußgängerpforte ist noch gut erhalten. Das in den zweiten Hof führende Tor wurde abgebrochen und soll der Überlieferung nach in das Herrenhaus eingebaut worden sein. Im Süden und Osten des zweiten Hofes befand sich ein Wehrbau mit Wohnstätten, Stallungen und Speichern. Der heute dort befindliche Bau wurde erst später unter Einbeziehung von Resten der alten Wehranlage errichtet. Er diente bis in das vorige Jahrhundert der Herrschaft als Schüttkasten (Getreidespeicher). 1868 verkaufte ihn Freiherr von Geusau, der damalige Besitzer der Herrschaft, an Michael Sengstbratl, Gastwirt auf Nr. 30, der darin zwei Wohnstätten errichtete. 1971 brannte das Gehöft ab. Die Brüder Karl und Tobias Altzinger aus Perg, Teilhaber der Herrschaft Arbesbach, erwarben die Brandstätte und gestalteten sie stilgerecht wieder zu einem Wohnhaus aus. Die Mauerreste an der Nordseite der Burg gehren sicherlich zu einem Bauwerk, das den Aufgang zum Turm ermöglichte, wobei man das Mauereck einem Treppenhaus zuordnen könnte und den Pfeiler einem Auflager für ein Podium, dessen anderes Auflager der gegenüberliegende Felsblock bildete. Dieses Podium diente als Fundament für einen Holzbau, der bis zum Turm fuß reichte und Treppen enthielt. Kernstück der Burg war der mächtige, 25 Meter hohe Bergfried, der auf einer 22 Meter hohen Granitblockkanzel erbaut wurde. Er war fünfeckig, viergeschoßig und, wie der Abtrittserker im zweiten Stockwerk beweist, auch als Wohnturm gedacht. Im obersten Stockwerk befindet sich der Ausgang einer Stiege, die, eingebaut in die Außenmauer, zum unteren Eingang führte. Von außen her waren die unteren Turmgeschoße nur über diese Stiege zu erreichen. Sie war so schmal, dass sie ein Nebeneinandergehen nicht erlaubte, was ihre Verteidigung sehr erleichterte. Solche in die dicken Außenmauern eingebaute Stiegen findet man bei mittelalterlichen Bauen recht häufig. In der Ruine Hinterhaus bei Spitz ist eine derartige Anlage zur Gänze erhalten, man kann daraus ersehen, dass es sich dabei um einen Turmzugang handelt, der bestens zu verteidigen war und nicht, wie man früher bei uns vielfach annahm, um einen Geheimgang, dessen Fortsetzung in einer Felsspalte im Nordet der Blockkanzel, dem sogenannten „Geldloch“, vermutet wurde. Generationen von Arbesbachern haben dort nach dem Gang und Schätzen gesucht.

Der Turm trug oben zunächst einen Zinnenkranz und, wie aus den Balkenlöchern ersichtlich ist, in Zinnenhöhe außen einen Wehrgang. Zinnengeschoß und Wehrgang waren sicherlich überdacht. (In der Burg Heidenreichstein ist eine derartige Anlage ganz erhalten.) Später wurden die Zinnen zugebaut und in den oberen Turmmauernabschluss Kragsteine eingezogen. Sie trugen, wie Pongraz-Seebach annehmen, ein vorgekragtes, hölzernes und überdachtes Geschoß.

Pongraz-Seebach weisen beim Knick in der Ringmauer auf eine Baufuge hin und nehmen an, dass das Mauerstück zwischen Knick und Gebäude aus späterer Zeit stammen müsse. Dem muss man entgegenhalten, dass nach der Lage der Baufuge die Ringmauer des Vorhofes der jüngere Teil sein muss. Man könnte daraus schließen, dass der Vorhof mit seiner Ringmauer und dem Tor erst später angelegt wurde und der ursprüngliche Burgeingang sich an einer anderen Stelle, etwa im Südosten der Anlage, befand.

Bemerkenswert wäre noch die aus dem Granit herausgemeißelte Kammer unter dem ersten Turmgeschoß im Ausmaß von etwa zwei Kubikmetern. Sie ist heute nicht mehr sichtbar, da der Fußboden des ersten Geschoßes bei der letzten Turmrenovierung eine Betondecke erhielt. Sie soll ein Verließ gewesen sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie als Zisterne gedient hatte.

1884 wurde die Turmruine zu einer Aussichtswarte ausgestaltet. Die Anregung dazu stammte vom damaligen Bezirkshauptmann Alexander Sauer-Csaky v. Nordenhof, die Finanzierung übernahmen der Besitzer des Forstgutes Arbesbach, Ferdinand Altzinger, und die Sektion des Österreichischen Touristen-Clubs Zwettl, die Planung und Ausführung besorgten die Zimmermeister Edmund und Ferdinand Atteneder. Zu Ehren des Initiators nannte man diese Aussichtswarte Alexander-Warte. Diese Bezeichnung ist heute jedoch nicht mehr üblich. Eine herrliche Aussicht belohnt die Mühe des Aufstieges. An klaren Tagen sieht man die Alpenkette vom Schneeberg bis zum Dachstein.

1975 musste die Warte einer gründlichen Renovierung unterzogen, brüchiges Mauerwerk durch Beton gefestigt und die ganze Holzkonstruktion erneuert werden. Diese gefährliche Arbeit wurde in vorbildlicher Weise von der Baufirma Emmerich Klonner aus Arbesbach durchgeführt.

Im Mai 2018 wurde die Plattform der Burgruine mit Hilfe der Unterstützung durch freiwillige Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Arbesbach saniert und mit Brettern und Dielen ausgelegt.

Wenn Sie die Aussichtsplattform der Burgruine besuchen wollen, so benötigen Sie einen Schlüssel, welchen Sie bei der Bäckerei Huber, Arbesbach 27, erhalten.

An Sonn- und Feiertagen ist von 13:00 bis 18:00 die Ruine für alle Besucher geöffnet (bei Schönwetter).

Eintrittspreise:
2 Euro für Erwachsene
1 Euro für Kinder, Präsenzdiener und Familienpassinhaber